Unter Druck gesetzt – und schon wird bezahlt

Ein deutsches Unternehmen aus der Schifffahrtsbranche liefert einem holländischen Kunden Waren und Dienstleistungen. Als es ans Bezahlen geht, gibt es plötzlich allerhand Beschwerden über die Qualität der Leistungen. Vorher war davon nichts zu hören. Wie geht der Lieferant damit am besten um?

Und so geht es weiter: Ein niederländisches Gericht spricht ein Versäumnisurteil aus, gegen das der säumige Schuldner Berufung einlegt. Eine Flut von Stellungnahmen und Schriftsätzen soll die Beschwerden untermauern, mit allen möglichen Argumenten wird die Zahlung verweigert.

Darauf gibt es nur eine Antwort: Ich beschlagnahme für meine Mandantin alles, was beim Schuldner zu beschlagnahmen ist. (Praktischerweise kennt das niederländische Recht diese Möglichkeit.) Die Gegenseite erhebt lauten Protest, aber davon lassen wir uns nicht beeindrucken. Und siehe da: Auf einmal ist die Schuldnerin doch zu Verhandlungen bereit. Zuvor hatte sie einen Vorschlag meiner Mandantin zur Regelung der Sache noch brüsk zurückgewiesen, ohne auf die Argumente auch nur einzugehen.

Uns ist an einer schnellen Lösung – und das heißt: einer schnellen Zahlung – gelegen, denn wir haben Zweifel an der Liquidität der Gegenseite. Nachdem wir die Schuldner mit den Pfändungen unter Druck gesetzt haben, dringen wir erneut auf eine gütliche Einigung.  Jetzt gibt die Gegenseite klein bei – sie verpflichtet sich zur Zahlung von 75 Prozent der Hauptforderung in drei Monatsraten. Teil der Vereinbarung ist auch: Wenn auch nur eine Rate einen Tag zu spät kommt, muss die Gesamtsumme bezahlt werden, und zwar sofort.

Außerdem verpflichtet sich die Gegenseite, ihre Berufungsklage wieder zurückzunehmen.  Damit wird das Versäumnisurteil rechtskräftig, jede verspätete Zahlung erhöht die zu zahlende Summe spürbar. Die Schuldnerin überweist denn auch pünktlich. Bei der zweiten Rate fühlt man noch einmal vor: Ob sie etwas später zahlen dürften? Dieses Ansinnen weisen wir zurück, auch diese Rate trifft pünktlich ein.

Für meinen Mandanten war das Ergebnis unseres Vorgehens die schnelle  Zahlung eines bedeutenden Geldbetrags durch einen wenig vertrauenswürdigen Kunden, an dessen Liquidität erhebliche Zweifel bestanden. Und das ohne ein langes, teures Verfahren, das dem Schuldner noch mehr Gelegenheit für Spielchen und Verzögerungstaktik gegeben hätte. Die Kosten für meinen Rechtsbeistand hat die Mandantin deshalb gerne in Kauf genommen –  ihre Buchhaltung hatte die Forderung bereits abgeschrieben.