Die aufeinandertreffenden Mitinhaber
Ein Mitinhaber, der alle Nase lang, alles Geld vom Konto abhebt und auf eine eigene Gesellschaft überweist, jeden Dialog verweigert und Steuerbescheide unbezahlt lässt. Nur einige Beispiele für die Probleme, mit denen sich mein Mandant herumtrug.
Der Mitinhaber verlautbarte, er bezahle gelegentlich Rechnungen der gemeinsamen Gesellschaft. Er war der Ansicht, das Unternehmen, das mein Mandant finanziert hatte, solle nur ihm allein zustehen, weil er sich besser auf den Verkaufsbereich verstehe. Was zu tun?
Ein Verfahren vor der Amsterdamer Kammer für Handelssachen ist aufwendig. Man weiß auch nicht, wie das ausgeht. Ein Streitfall bei kleinen GmbHs bedeutet außerdem fast immer, dass der Umsatz nachlässt und eine rasche Lösung ist somit Gold wert.
Nach einem Schreiben, in dem ich dem Mitinhaber eine ganze Liste von Verletzungen seiner gesetzlichen und vertraglichen Verpflichtungen vorgehalten habe, habe ich ihn dann doch zusammen mit einem Berater an den Verhandlungstisch gebracht. Nachdem alle Wermutstropfen zur Sprache gebracht worden waren, habe ich die Parteien auf den Gedanken vereinen können, dass ein schnelles Auseinandergehen das Beste wäre, ohne dass das Unternehmen dabei noch weiter zu Schaden kommen würde.
Trotz der schlechten Verhältnisse habe ich sie dann doch so weit gebracht, dass Hände geschüttelt wurden, so dass man sich verabschieden konnte. Ich habe dies am darauffolgenden Tag zu Papier gebracht und bestätigt, möglichst neutral. Es folgte keine Reaktion und keine Unterschrift. Letztendlich tauchte ein Rechtsanwalt auf, der alles leugnete. Wie denn weiter? Ein Verfahren?
Trotz des Ärgers über den Wortbruch habe ich innerhalb von 2 Tagen einen Termin mit dem betreffenden Rechtsanwalt und den unwilligen Teilhaber vereinbart. Letztendlich mussten wir die Verhandlungen zur Hälfte erneut führen; prozessieren über mündliche Abmachungen, die geleugnet werden, bringt einen ja auch nicht viel weiter. Ich habe die Wiederaufnahme der Verhandlungen erlaubt, unter der Bedingung, dass wir die sich daraus ergebenden Abmachungen sofort schriftlich festlegen würden und dass die Parteien nicht nach Hause zurückkehren würden, ohne dass Unterschriften geleistet seien. Das gelang nach einer Marathonsitzung von mehr als 6 Stunden.
Trotz einigem Geplänkel hinterher konnte mein Mandant weitermachen, und sein Unternehmen läuft jetzt gut.
Eine brauchbare Lösung ist häufig besser als ein ehrlicher Prozess!