Streikmittel rechtmäßig?

Luftfahrtgesellschaften Air France und Quantas verhandeln mit ihrem Personal über einen neuen Tarifvertrag. Diese Verhandlungen verlaufen ziemlich zögerlich. Das Personal möchte ein höheres Gehalt und kann sich nicht mit den Reformplänen des Vorstandes abfinden. Letztendlich droht das Personal der beiden Unternehmen mit Streiks. Es sieht danach aus, dass Zehntausende von Passagieren davon betroffen werden. Bei Air France erzielen die Parteien doch noch eine Einigung. Bei Quantas verbietet ein australisches Gericht den Streik.

Der erste Streik seit Beginn der Geschichtsschreibung ist der von Handwerksleuten, die im Jahre 1152 v. Chr. im alten Ägypten von Ramses III am Nekropolis im Tal der Könige gearbeitet haben. Die ägyptischen Behörden waren derart über diese unerhörte Rebellion erschrocken, dass sie in die Anforderungen der Handwerksleute einwilligten und deren Löhne erhöhten.

Anders als in den meisten anderen westlichen Staaten waren in den Niederlanden streikende Beamte und streikendes Eisenbahnpersonal lange Zeit strafbar. Ein gesetzliches Recht auf Freiheit zum Streik wurde bei uns niemals festgelegt. Gerichte urteilten in den meisten Fällen, dass Streiks unrechtmäßig waren und zur Pflichtverletzung und Nichterfüllung führten.

Im Jahre 1980 sind die Niederlande der Europäischen Sozialcharta beigetreten. Darin ist das Recht zum Streik wohl anerkannt. Anlässlich eines Streiks bei der staatlichen Eisenbahngesellschaft NS im Jahre 1983 hat der Hohe Rat geurteilt, die Rechtmäßigkeit eines Streiks sei anhand der europäischen Regelwerke zu prüfen. Seitdem ist im niederländischen Raum ein Streik nur unrechtmäßig, wenn Streiks missbraucht werden oder wenn Parteien gemeinsam getroffene Abmachungen zwecks Konsultation nicht erfüllen.

Streiks sind aufwendig und unangenehm. Es hat sich herausgestellt, dass vor allem ein guter gegenseitiger Austausch in kniffligen Situationen Streiks vermeiden kann und dass so die Zufriedenheit wieder einkehren kann.