Recht auf Nachrichten von weltweitem Interesse

Ed Kennedy war als Kriegsberichterstatter im Lohnverhältnis bei der Associated Press beschäftigt. Er war als einer der 17 Journalisten bei der Kapitulation der deutschen Truppen in der Nacht zum 7. Mai 1945 in Reims (Frankreich) dabei. Angesichts dieser großen Nachricht musste er jedoch 36 Stunden das Stillschweigen bewahren!

Gegenüber dem amerikanischen Befehlshaber mussten die Journalisten schwören, die Nachricht, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende sei, erst 36 Stunden nach der Kapitulation an die Öffentlichkeit zu bringen. Der Grund dafür war, dass Großbritannien und die USA dem Sowjetführer Stalin eine zweite Kapitulationszeremonie in Berlin gönnten.

Ed legte den Geheimhaltungseid ab, aber entschied sich dazu, die Nachricht bereits in der Nacht der Kapitulation durch das Naziregime publik zu machen. Er verschaffte seinem Arbeitgeber Associated Press den größten Scoop aus der Geschichte. Sein Lohn? Er erhielt eine Rüge von seinem Arbeitgeber wegen Verletzung seiner Geheimhaltungspflicht. Danach folgte die Kündigung. Seine Akkreditierung als Journalist wurde ihm entzogen.

Erst in diesem Jahr urteilte sein vormaliger Arbeitgeber, dass diese Kündigung zu Unrecht erfolgt sei. Nach den gegenwärtigen Maßstäben verstößt die Forderung zur Geheimhaltung durch die militärischen Befehlshaber nach rechtlichem Verständnis gegen die öffentliche Ordnung und ist daher unwirksam. Es stellte sich heraus, dass Soldaten noch bis nach der offiziellen Kapitulation gekämpft haben und durch Kriegshandlungen gestorben sind, weil sie nicht darum gewusst haben. Dass der Wunsch von Stalin, eine zweite Kapitulationszeremonie abhalten zu wollen, den Vorzug gegenüber der Vermeidung von noch weiteren Kriegsopfern erhielt, lässt sich im Nachhinein nicht rechtfertigen.

Ed Kennedy starb 1963 im Alter von 58 Jahren durch einen Verkehrsunfall. Zeit seines Lebens hat er erklärt, seine Veröffentlichung niemals bedauert zu haben und erforderlichenfalls das gleiche noch mal tun zu wollen. Seine Tochter Julia hat verlauten lassen, sehr erfreut über die Entschuldigungen des vormaligen Arbeitgebers ihres Vaters zu sein.